
by Deniz Utlu
KLAPPENTEXT
Yunus ist dreizehn Jahre alt, da erleidet sein Vater zwei Schlaganfälle und ist fortan nahezu vollständig gelähmt. Er kann nur noch über Augenbewegungen kommunizieren. Zehn Jahre wird er von Yunus’ Mutter gepflegt, erst in einem Heim, dann zu Hause, bevor er stirbt. Und Yunus, der zum Studium ausgezogen ist aus der elterlichen Wohnung, ruft sich immer wieder Bilder aus seiner Kindheit wach: Erlebnisse und Gespräche mit dem Vater, von denen er manchmal gar nicht mehr wusste, dass er sie noch in sich trägt. Sie fügen sich zu dem warmherzigen Porträt eines Mannes, der mit lauter Stimme lachte oder auf Arabisch fluchte, der häufig abwesend und leicht reizbar war und der einst aus Mardin nahe der türkisch-syrischen Grenze nach Istanbul ging, dort den Militärputsch miterlebte und schließlich mit einem Frachtschiff nach Deutschland kam.Vaters Meer erzählt von einem Schicksalsschlag, der eine ganze Familie trifft, von einer Vater-Sohn-Beziehung, die abrupt endet, von Migration und Zugehörigkeit.
Yunus ist dreizehn Jahre alt, da erleidet sein Vater zwei Schlaganfälle und ist fortan nahezu vollständig gelähmt. Er kann nur noch über Augenbewegungen kommunizieren. Zehn Jahre wird er von Yunus’ Mutter gepflegt, erst in einem Heim, dann zu Hause, bevor er stirbt. Und Yunus, der zum Studium ausgezogen ist aus der elterlichen Wohnung, ruft sich immer wieder Bilder aus seiner Kindheit wach: Erlebnisse und Gespräche mit dem Vater, von denen er manchmal gar nicht mehr wusste, dass er sie noch in sich trägt. Sie fügen sich zu dem warmherzigen Porträt eines Mannes, der mit lauter Stimme lachte oder auf Arabisch fluchte, der häufig abwesend und leicht reizbar war und der einst aus Mardin nahe der türkisch-syrischen Grenze nach Istanbul ging, dort den Militärputsch miterlebte und schließlich mit einem Frachtschiff nach Deutschland kam.Vaters Meer erzählt von einem Schicksalsschlag, der eine ganze Familie trifft, von einer Vater-Sohn-Beziehung, die abrupt endet, von Migration und Zugehörigkeit.
Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 19.08.2023, kopiert von perlentaucher.de
Einen “turkish turn” sollte die deutsche Literaturkritik eigentlich nicht benötigen, meint Rezensent Andreas Fanizadeh, um zu erkennen, dass Deniz Utlus Roman ein Meisterwerk ist. Denn das Buch über den in Hannover aufwachsenden Teenager Yunus und dessen Vater, der nach zwei Schlaganfällen nur noch per Augenlid mit der Umgebung kommunizieren kann, hat Qualitäten, die ihn universell zugänglich machen sollten. Im Zentrum steht, lernen wir, einerseits Yunus’ jugendliche Erfahrungswelt und andererseits seine Versuche, mehr über die Geschichte seines Vaters zu lernen. Gerade die Schwierigkeit, die Kommunikation mit dem Vater aufrechtzuerhalten, führt laut Fanizadeh dazu, dass Yunus einen gewissermaßen literarischen Blick auf die Welt erlernt, die seine eigene biografische Perspektive übersteigt. Fanizadeh zeigt sich begeistert von der sprachlichen Wucht der Erinnerungsbilder, die dabei entstehen und erklärt Utlu zu einem zentralen Protagonisten einer neuen diversen Generation deutschsprachiger Literaten; einer Generation, die Attribute wie “Migrationsliteratur” nicht nötig habe.
Facts:
English title: N/A
Original title: Vaters Meer
Published: 2023
