by Wolf Haas
Franz Escher wartet auf den Elektriker. Seine Steckdose hat einen Wackelkontakt. Um sich die Zeit zu vertreiben, liest er ein Buch über den Mafia-Kronzeugen Elio Russo. Elio sitzt im Gefängnis und wartet auf die Entlassung. Er hat so viele Leute verraten, dass er um sein Leben fürchtet. Aus Angst liegt er nachts wach und liest ein Buch. Es handelt von Franz Escher. Der wartet auf den Elektriker. Seine Steckdose hat einen Wackelkontakt. Was beginnt wie zwei halbwegs übersichtliche Lebensgeschichten, verwirbelt sich zu einem schwindelerregenden Tanz – mit einem toten Handwerker, familiären Verstrickungen und vielen ungelösten Geheimnissen, funkenschlagend und spannend bis zum finalen Kurzschluss
Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 10.01.2025, kopiert von perlentaucher.de
Da sitzt einer – einer namens Franz Escher – und wartet auf einen Elektriker. Dabei liest er einen Roman über einen Ex-Mafiosi namens Elio Russo. Dieser Ex-Mafiosi wiederum sitzt ebenfalls und wartet – in seiner Zelle nämlich – und liest dabei einen Roman über einen Franz Escher, der auf den Elektriker wartet. Und dieser Elektriker, das ist der Ex-Mafiosi Elio Russo. Klingt kompliziert, theoretisch, ist es aber gar nicht, betont Rezensentin Ursula März. Die Anlage ist raffiniert, und literaturtheoretisch fundiert, aber sie wirkt nie aufgepfropft, überwiegt niemals die Charaktere und die Handlung. So kann sich März rückhaltlos mitreißen lassen von Haas’ spannungsreichem Plot, samt “Todesfällen, Entführung und Lösegeldverhandlungen”. Das alles natürlich sanft parodistisch angehaucht – sonst wäre es nicht Wolf Haas, erzählt mit der ihm typischen Lakonie – der Lakonie eines Autors, in dessen Brust zwei Seelen wohnen, stellt die Rezensentin einmal mehr bewundernd fest: die eines “staunenden Kindes” und die eines miesepetrigen Fatalisten.
Facts:
English title: N/A
Original title: Wackelkontakt
Published: 2025